Was jeder über Kryptowährungen wissen sollte, bevor jemand einsteigt
Investments in Kryptowährungen scheinen hierzulande in immer breiteren Bevölkerungsschichten an Bedeutung zu gewinnen. Das zeigt der Krypto-Atlas von Bison, der Krypto-Handelsplattform der Börse Stuttgart. Demnach verläuft zum Beispiel der Umsatz mit dem Handel von Internetwährungen über sämtliche Altersklassen. So entfielen knapp ein Viertel des Handels auf die 30- bis 40-Jährigen, 27 Prozent auf 40- bis 50jährige Anleger und der größte Teil mit 28 Prozent sogar auf die Altersgruppe der 50- bis 60jährigen. Regional betrachtet handelten die Menschen in den Städten wiederum am meisten mit Bitcoin & Co. Die Bewohner Hamburgs zum Beispiel kamen auf ein jährliches Handelsvolumen pro Kopf von 175 Euro, danach folgt München mit 127 Euro. Zugleich gewinnen auch Exchange Traded Products (ETPs), von denen es seit vergangenem Jahr laut der Plattform extraETF mehr als 70 in Europa gibt, zunehmend an Beliebtheit.
Dass Kryptowährungen verstärkte Aufmerksamkeit bei allen Arten von Investoren bekommen, dürfte eine ganze Reihe von Gründen haben. So gibt es immer wieder Studien, die belegen, dass eine kleine Beimischung der Kryptowährungen das Rendite-Risiko-Verhältnis eines Portfolios verbessert. Auch empfehlen bekannte Investoren und Experten ein Investment in dieser noch jungen Anlageklasse. Der bekannte Hedgefonds-Manager Rai Dalio zum Beispiel sagte gegenüber US-Medien, dass eine Beimischung von Kryptowährungen von ein bis zwei Prozent angemessen sei. Und schließlich gehen selbst institutionelle Anleger wie Pensionskassen inzwischen dazu über, Bitcoins oder andere virtuelle Währungen ihrem Portfolio beizumischen.
Hohe potenzielle Erträge
Einer der wichtigsten Gründe dürften aber die potenziellen Gewinne sein, die die Menschen hierzulande in Kryptowährungen treiben. So kletterte der Kurs des Bitcoins im Herbst vergangenen Jahres auf knapp 65.000 Dollar. Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor notierte er noch bei rund 14.000 Dollar. Wer also damals gekauft hatte, ist selbst nach dem jüngsten Kurseinbruch auf rund 30.000 Dollar noch im Plus. Ausreichend Argumente also, warum es sich lohnen kann, in virtuelle Währungen zu investieren. Und natürlich spricht für Privatanleger nichts dagegen, dies mit Spielgeld, das nicht dringend benötigt wird, zu tun. Allerdings sollten sich Anleger dabei bewusst sein, dass das Kapital am Ende auch ganz weg sein kann.
Ob sie allerdings für den langfristigen Vermögensaufbau ein geeignetes Investment sind, das ist eine ganz andere Frage. Hier gilt es einiges zu bedenken. So weisen Bitcoin und Co. – ebenso wie Gold – einen wichtigen Unterschied zu traditionellen Anlageformen auf: Sie bringen keine laufenden Erträge. Viele Aktien bieten laufende Ausschüttungen in Form von Dividenden, Anleihen liefern Zinserträge und Immobilien Mieteinnahmen.
Da es bei Kryptowährungen aber keine laufenden Erträge gibt, ist es auch nicht möglich, deren inneren Wert zu ermitteln. Als Investment führt dieser fehlende Cashflow dazu, dass Anleger hoffen müssen, dass sie die Kryptowährung zu einem späteren Zeitpunkt an einen anderen Marktteilnehmer für einen höheren Preis verkaufen können. Das aber ist Spekulation und keine Investition.
Starke Kursschwankungen
Ebenfalls wenig geeignet für den langfristigen Vermögensaufbau erscheinen sie noch aus einem anderen Grund: Die Kurse der Kryptowährungen weisen erhebliche Schwankungen auf. Und diese Schwankungen treten oft auch gerade dann auf, wenn es an anderen Märkten nach unten geht. Das zeigte sich auch zuletzt: Als die Aktienmärkte infolge der Zinswende durch die Notenbanken zum Teil deutlich unter Druck kamen, kam es auch bei den Kryptowährungen zu deutlichen Kurseinbrüchen. Wer langfristig ein Vermögen aufbauen will, sollte zwar Diversifizieren, aber dabei darauf achten, dass sich durch eine Beimischung das Risiko im Portfolio nicht erhöht. Auch aus diesem Grund erscheinen Kryptowährungen für den langfristigen Vermögensaufbau derzeit nicht geeignet.
Dennoch mag es, wie bereits erwähnt, für manche Anleger reizvoll sein, dort Spielgeld, bei dem auch ein Komplettverlust zu verkraften ist, zu investieren. Ob man dann Bitcoin oder Ethereum direkt besitzen möchte oder mittels eines ETPs, der die Kursentwicklung einer einzelnen Kryptowährung oder von einem Korb verschiedener Internetwährungen abbildet, lediglich auf einen Preisanstieg setzt, hängt vom einzelnen Anleger ab. Unabhängig davon sollten sich Anleger aber auch über die Kryptowährungen selbst informieren. Denn hier gibt es erhebliche Unterschiede. So ist der Bitcoin eine reine Internetwährung, während hinter Ethereum ein dezentrales Netzwerk steht, über das Anleihen oder Aktien vergeben werden. Ethereum wiederum ist unbegrenzt verfügbar, während die Anzahl der Bitcoins begrenzt ist, weshalb Letztere manchmal in ihrer Funktion als Wertspeicher eher mit Gold verglichen werden.
Fazit: Wie sich der Markt weiterentwickeln wird, ob Kryptowährungen und wenn ja, welche in zehn oder 20 Jahren noch am Markt sein werden, weiß heute niemand. Wer Bitcoin, Ethereum oder eine andere Kryptowährung erwirbt, sollte sich deshalb bewusst machen, dass dies mehr Spekulation als Investition ist.
Quelle: Financial Planning Standards Board Deutschland e.V.