Was die Bundestagswahl 2021 für die Finanzplanung bedeutet
Kontroverse Diskussion über die Zukunft der Alterssicherung – Parteien liegen auch beim Thema Steuern zum Teil weit auseinander – Wahlausgang kann gravierende Auswirkungen auf Anleger und Sparer haben.
Wie soll die Altersvorsorge der Zukunft aussehen? Rechtzeitig vor der Bundestagswahl am 26. September bringen sich die politischen Parteien in Stellung und werben für ihre Konzepte – wenn sie denn konkret überhaupt eins haben. Zwar will die Mehrheit der Parteien die umlagefinanzierte gesetzliche Rente stärken. Doch ansonsten unterscheiden sich die Vorhaben zum Teil gravierend.
„Ob Jamaica, Schwarz-Grün oder Rot-Rot-Grün: Je nach Konstellation der zukünftigen Bundesregierung werden sich Anleger und Sparer auf sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen einstellen müssen“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland).
Das verdeutlicht der Blick auf die Wahlprogramme. So wollen etwa die Grünen die betriebliche und die geförderte private Vorsorge in einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds überführen und, ebenso wie die Linke, die umstrittene Riester-Rente ganz abschaffen. CDU/CSU und FDP wollen dagegen an Riester festhalten, die SPD bleibt vage, will das Angebot um ein staatliches Produkt erweitern. Die FDP möchte zudem eine gesetzliche Aktienrente einführen. Ebenso wie die SPD nennt die FDP hier Schweden als Vorbild, wobei das nach den Plänen der Sozialdemokraten nur eine Ergänzung ist, von der die gesetzliche Rente unberührt bleibt.
Dissonanz herrscht auch beim Thema Steuern. Belastung oder Entlastung, lautet hier die entscheidende Frage. Während Union und FDP steuerliche Entlastungen favorisieren, sprechen sich Linke, Grüne und die SPD eher für Steuererhöhungen aus. Allein bei der Einkommenssteuer ergeben sich laut einer aktuellen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) so für den einzelnen Arbeitnehmer Unterschiede von mehr als 10.000 Euro pro Jahr – je nach Brutto-Jahreseinkommen und Familiensituation. Doch auch bei der Abgeltungsteuer, dem Soli auf Kapitalerträge oder einer möglichen Vermögensteuer sind die Unterschiede – abhängig vom Parteiprogramm – riesig und lassen eher Erhöhungen erwarten. Gerade das Thema der Vermögensteuer ist medienwirksam. Diskutiert werden eine laufende Vermögensteuer, die jedoch einen enormen bürokratischen Aufwand bei den Finanzämtern erzeugen würde, oder eine einmalige (Corona-bedingte) Vermögensabgabe.
Die kurze Übersicht zeigt, dass der Ausgang der Bundestagswahl auch für Sparer und Anleger entscheidend sein kann. „Politische Entscheidungen haben immer auch Einfluss auf die gesamte Finanzplanung“, sagt Prof. Tilmes. Es kann deshalb eine gute Idee sein, wegweisende politische Entscheidungen, wie die anstehende Wahl zum Anlass zu nehmen, um die strategische Ausrichtung der eigenen Geldanlage zu überprüfen. „Tatsächlich können sich die politischen Rahmenbedingungen ändern, und deshalb ist es sehr wichtig, das Portfolio regelmäßig zu analysieren und falls nötig anzupassen“, erklärt der Finanzexperte.
Schlüsse für Vermögensplanung ziehen
„Wie auch immer die Wahl tatsächlich ausgeht - Sparer und Anleger sollten rechtzeitig die richtigen Schlüsse für ihre Vermögensplanung ziehen“, sagt Tilmes. Professionelle Unterstützung bei der Vermögensplanung leisten die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®-Professional). Sie sind bestens ausgebildet und leisten wichtige Unterstützung bei der Finanz- und Vermögensplanung. Die Professionals sind in der Lage, durch den ganzheitlichen, vernetzten Ansatz, das heißt die Einbeziehung aller Einnahmequellen, Ausgabenpositionen und Vermögensbestandteilen sowie Verbindlichkeiten, einen umfassenden, langfristig orientierten Finanzplan zu erstellen.
„Panik und Kapitalflucht sind jedoch ein schlechter Ratgeber, selbst wenn eine Vermögensteuer eingeführt werden sollte“, warnt Prof. Tilmes. Sinnvoll ist es stattdessen, in Ruhe zu analysieren, welche möglichen Auswege und Optimierungsmöglichkeiten es gibt. Einseitige und insbesondere nur steuergetriebene Aktivitäten sind aktuell vor der Bundestagswahl und im Grundsatz nicht zu empfehlen. Mit Hilfe einer umfassenden Analyse der derzeitigen Vermögenssituation, der Risikoeinstellung und einer Liquiditätsrechnung erarbeiten die CFP®-Professional Lösungsansätze, mit denen sich ein Anleger besser auf diese Entwicklungen vorbereiten kann. „Wer so vorgeht, anstatt voreilig zu handeln, spart Kosten und Nerven“, so Tilmes Fazit. Die Ausnutzung von Freibeträgen bei der Schenkungsteuer im Rahmen einer Familienbetrachtung könnte in Bezug auf die Vermögensteuer eine Gestaltungsvariante darstellen.
Quelle: Financial Planning Standards Board Deutschland e.V.